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DAS ERGEBNIS GUTER NACHBARSCHAFT

Am 26. Januar 1956 in Helsinki anläßlich der Unterzeichnung des finnisch-sowjetischen Vertrags über die vorzeitige Rückgabe des Pachtgebiets von Porkkala

Das jetzt unterzeichnete Dokument markiert ein außerordentlich wichtiges Resultat in der Freundschaftspolitik zwischen Finnland und der Sowjetunion. Es ist für uns ein unwiderlegbares Zeugnis dafür, wie erfolgreich sich diese Freundschaftspolitik schon in kurzer Zeit erwiesen hat. Dieses schöne Resultat fordert uns auf, ehrlich auch weiterhin die Politik konsequent beizubehalten, die wir uns zu eigen gemacht haben.

In Ihrer Ansprache sagten Sie, Herr Erster Stellvertretender Ministerpräsident (Perwuchin), daß die guten Beziehungen zwischen unseren Staaten den nationalen Interessen unserer Völker entsprechen. Wir hörten Ihre Worte mit dem Gefühl großer Befriedigung. Wahr ist ja, daß wir hier in Finnland gerade im Zusammenhang mit dem Porkkala-Vertrag den nationalen Wert und die nationale Bedeutung der Rückgabe des Gebiets von Porkkala betont haben. Diese unsere Einstellung ist wohl gut begreiflich, denn der militärische Stützpunkt Porkkala lag nur 18 km von der Hauptstadt unsereS Landes entfernt. Wir haben betont, daß eine Politik, die zur Rückgabe des als Stützpunkt verpachteten Gebiets in die Gemeinschaft des finnischen Staates geführt hat, eine national wertvolle Politik war und ist. Wenn man uns von bestimmten Seiten dargelegt hat, daß die Politik zwischen Finnland und der Sowjetunion keinen Anteil am Erzielen dieser Ergebnisse gehabt hat, sondern daß diese Resultate sich nur aus der Entwicklung der internationalen Situation herleiten, dann haben wir gegen diese Behauptung protestiert. Wir wissen, daß die Politik der guten Nachbarschaft, der Zusammenarbeits- und Beistandsvertrag von 1948 und das gewissenhafte Einhalten dieses Vertrags den Boden für die ermutigenden Ergebnisse geschaffen haben, die sich heute praktisch verwirklichen. Die finnisch-sowjetische Freundschaft baut auf dem Fundament gegenseitigen Vertrauens und gegenseitiger Wertschätzung und der Respektierung der nationalen Interessen beider Seiten auf. Das ist ein auf Dauer haltbarer Boden, den können keine Kräfte erschüttern.

Auf Grund des eben von mir Dargelegten ist wohl leicht zu verstehen, warum ich den Porkkala-Vertrag aus der Perspektive der eigenen nationalen Interessen beleuchtet habe. Aber es wäre falsch zu glauben, daß wir unsere Augen vor den Gesichtspunkten verschließen, die im Zusammenhang mit dieser Frage an die internationale Entwicklung geknüpft sind. Der Beschluß der sowjetischen Regierung, auf ihr Recht zur Benutzung des Gebiets von Porkkala als Flottenstützpunkt zu verzichten und die Streitkräfte von diesem Gebiet abzuziehen, ist sowohl ein Zeichen für die Verbesserung der internationalen Situation als auch ein Ausdruck für Maßnahmen zur weiteren Entspannung. Der Porkkala-Vertrag -- das ist unsere Auffassung -- öffnet mit seinem eigenen Schwergewicht einen Weg zur friedlichen Zusammenarbeit zwischen den Völkern.

Ich danke Ihnen, Herr Erster Stellvertretender Ministerpräsident, für Ihre freundlichen Worte und der Sowjetregierung auch wieder in diesem Zusammenhang für die Aufmerksamkeit, daß Ihre namhafte Regierungsdelegation den Akt der Unterzeichnung mit ihrer Anwesenheit beehrt hat. Die finnisch-sowjetische Zusammenarbeit kann im Zeichen günstiger Sterne durchgeführt werden.